In einem kleinen Dorf, am Rande eines tiefen Waldes, habe ich die ersten 11 Jahre meines Lebens verbracht. Nur wenige Meter hinter unserem Haus, jenseits eines unbefestigten Weges, erstreckte er sich schier unendlich, tief und geheimnisvoll bis in unergründliche Fernen. Er hat mich geprägt, seine Märchenwelt meine Phantasie beflügelt. Geblieben ist eine tiefe Sehnsucht nach der Natur, eine Liebe zu Märchen und Geschichten, die mir immer wieder in den Kopf kommen, wenn ich heute auf meinen ausgedehnten Wanderungen durch Wälder streife. Manchmal meine ich tatsächlich, all diese Figuren aus den Geschichten meiner Kindheit dort zu sehen. Wundern würde es mich nicht, wenn plötzlich Rotkäppchen hinter einem Baum hervorträte, so verzaubert bin ich von dieser Verwunschenheit unberührter Wälder.

Schon als Junge habe ich komponiert und mit Leidenschaft Geschichten erzählt. Später dann Gedichte und Erzählungen geschrieben. Die Musik aber bekam die Oberhand und das Klavier lässt mich bis heute nicht mehr los. Während meines Studiums der Germanistik, Erkenntnistheorie und Sozialwissenschaften in Göttingen begann ich dann, in Bands zu spielen und das hat eigentlich nie so recht aufgehört. Heute ist es ein Trio bestehend aus Klavier, Bass und Querflöte.

Eine Wanderung durch Deutschland im Jahre 2008 führte mich schließlich wieder zur Literatur, zum Schreiben. Diese unglaublich beglückende Reise zu Fuß hat mich tief beeindruckt, so dass ich sie in einem Buch festhielt. Ich entdeckte, dass Sprache viel mit Musik zu tun hat, und so war es gar nicht so schwer, Sätze zu schreiben, die wie Musik Emotionen beschreiben und wecken. Märchenhaftes, Poetisches , kleine Geschichten und der Hang – ja geradezu eine Sehnsucht – nach dem Spiel mit der Phantasie sind meine Domäne. So ganz nebenbei entwickelte sich auf meinen Wanderungen eine Liebe zur Fotografie. Sie nimmt mich nicht in Beschlag, sie entspannt mich und begegnet mir eher zufällig. Was mir gefällt, nehme ich mir vor und spiele mit der Fotografie. Mein einziger Anspruch dabei ist, es soll mir gefallen. Einen weiteren Sinn gibt es nicht.

Heute lebe ich mit meiner Frau im schönen Lüneburg. Zwei wunderbare Kinder haben wir zusammen großgezogen und nun, da ich Rentner bin nach einer langen Berufstätigkeit in der Erwachsenenbildung, widme ich mich ganz dem Wandern, dem Schreiben, Komponieren und dem improvisierenden Spiel auf meinem geliebten Klavier. Und da ist auch noch der Garten. Selbst wenn mich das Alter krumm und gebrechlich gemacht hat, möchte ich ihn gestalten und wenn es nur der Rosenschnitt noch ist.

Dieses Füllhorn ist mein Leben, aber es gibt auch Zeiten, in denen es verschlossen ist.

Nun bildet euch selber ein Urteil.

Wolfgang Lührs